In einer immer komplexeren Welt, sind auch die Herausforderungen, denen wir gegenüberstehen immer komplexerer Natur. Klimawandel, massiver Biodiversitätsverlust, Ukraine-Krieg, Inflation … all diese Symptomatik beobachten wir in der Welt.
Schon der ehemalige Belgische Nationalbanker Bernard Lietaer hat sein Lebenswerk dem Zusammenhang zwischen dem Geldsystem und der menschlichen Psyche gewidmet. Eine Kernthese seiner Arbeit lautet, dass das Geldsystem zu den Tabuthemen unserer Gesellschaft gehört und sich auf Grund des mangelnden Diskurses nur in seinen beiden Schatten Gier und Knappheit manifestiert (Lietaer, kein Datum).
Komplementärwährungen werden von vielen Autoren (Lietaer, 2019) (Bickelmann, 2009) (Senf, 2014) als eine Möglichkeit zur Förderung regionaler Entwicklung gesehen. Solche regional beschränkten Komplementärwährungen haben die Möglichkeit einerseits die Regionalwirtschaft zu stärken. (Schütz, et al., 2012). Außerdem tragen Regionalwährungen und Komplementärwährungen zur Bewusstseinsbildung für die Regionalität von Produkten aber auch zur Stärkung lokaler Gemeinschaften bei. (Degens, 2019)
Deutschland hat mehrere Jahre in Folge (BMUB, 2015) die Nature Awareness Studie erhoben. Daraus geht hervor, dass Personen aus niedrigen sozioökonomischen Gruppen weniger Bewusstsein für Naturschutz haben. Auch in der Fridays-for-future-Bewegung sind Menschen aus der Mittelklasse überproportional vertreten (Moor, et al., 2020). Auch etliche soziale Faktoren für Nachhaltigkeit, wie der Bildungsgrad oder die Gesundheit sind von der ökonomischen Situation einer Person abhängig.
Simulationen sind als Lerninstrument vor allem für komplexe Zusammenhänge schon seit langem im Einsatz (Herz, 2000). Geuting beschreibt Planspiele und Simulationen wie folgt:
„Problemstellungen sollen im Planspiel durch freies und offenes Experimentieren einer Lösung näher gebracht werden, als bewußte Ergänzung zu sonstigen, eher streng systematischen Lösungsverfahren. Gerade durch das Planspiel, in dem auch der Zeitablauf simuliert wird, können die jeweiligen denkmöglichen Folgewirkungen und längerfristigen Konsequenzen der verschiedenen Lösungsvorschläge und Handlungsalternativen zeitlich gerafft bewußt gemacht werden. Die logische Grundfigur des Planspiels liegt in der Frage: ‚Was wäre, wenn … dann … und überdies sonst noch …‘.“
(Geuting, 2000)
Umgelegt auf das Camp wäre die Frage, was wäre, wenn Menschen ihre Fähigkeiten und Talente mit einer Komplementärwährung austauschen würden, würde sich dann die Lebenszufriedenheit oder das umweltfreundliche Verhalten dieser Menschen ändern und über dies sonst noch Änderungen bei den Personen auftreten? Um diese Frage zu beantworten, wurde ein eigener theoretischer Rahmen entwickelt, wie in Grafik 1 nachfolgend dargestellt.
Der Aspekt Bewusstes Geld wurde dabei als die Wahrnehmung und emotionale Empfindung der persönlichen Finanzen und die theoretische Auseinandersetzung mit dem Geldsystem begriffen.
Die Arbeitsdefinition von Gesunder Welt umfasst das subjektive Wohlbefinden dargestellt durch Zufriedenheit, die aktive Teilnahme und Partizipation an der Gestaltung der Zukunft, sowie durch ethisches Konsumverhalten.
Das Camp und die spielerische Erfahrung des DANK verstand sich nun als spielerische Intervention und gleichzeitig Planspiel im Spannungsfeld der beiden Themenfelder Bewusstes Geld, Gesunde Welt. Durch die Immersion der Teilnehmer in das mehrere Tage dauernde Planspiel, wird einem Spiegel gleich, eine andere Perspektive auf Geld, Wirtschaft und Zusammenleben erzeugt. Als Planspiel bot das Camp vielfältige Möglichkeiten die Folgewirkungen zu beobachten und zu dokumentieren.
Forschungsfrage
Welche Bewusstseinsänderung in Hinsicht auf umweltfreundliches Verhalten, soziales Bewusstsein und Geldbewusstsein können bei den Teilnehmenden eines 5-tägigen Modelcamps festgestellt werden?
Aus diesem Rahmen ergeben sich die folgenden Unterforschungsfragen:
- Wie kann eine Simulation in Form eines Camps aufgebaut werden? Deskriptive Beschreibung des ZukunftJETZTModellCamps
- Wie erlebten die Teilnehmer das Camp?
- Welche Aspekte des Geldsystems können wir wahrnehmen und wie werden diese von Teilnehmer*innen des Camps wahrgenommen?
- Welche Änderungen können bei Teilnehmer*innen durch die Teilnahme am Camp beobachtet werden?
- Welche Zusammenhänge zwischen den Bereichen bewusstes Geld und Gesunde Welt können im Rahmen der Forschung nachgewiesen werden?
- Was kann man für weitere Camps lernen?
- Was können lokale Initiativen aus der Forschung mitnehmen?
- Was können Entscheidungsträger aus der Forschung mitnehmen?
Nachfolgende die Ergebnispräsentation der Begleitforschung. Details der Begleitforschung werde noch in weiteren Artikeln hier veröffentlichen.