Ein regeneratives Finanzsystem: Eine Vision für die Zukunft

Im ländlichen Südosten Irlands schien die Zukunft düster: Böden waren ausgelaugt, lokale Gemeinschaften kämpften mit Abwanderung, und das wirtschaftliche Leben drohte zu erlahmen. Doch eine kleine Gruppe entschlossener Menschen begann, einen anderen Weg zu suchen. Sie brachten Landwirte, Unternehmer, Wissenschaftler und indigene Stimmen zusammen und schufen das Bioregional Weaving Lab. Gemeinsam entwickelten sie einen Plan, um Böden wieder fruchtbar zu machen, lokale Kreisläufe zu stärken und neue wirtschaftliche Impulse zu setzen. Heute ist die Region ein leuchtendes Beispiel dafür, wie bioregionale Ansätze Leben und Landschaften regenerieren können.

Was ist regenerativ?

Diese Erfolgsgeschichte illustriert eindrucksvoll, was es bedeutet, regenerative Prinzipien in die Praxis umzusetzen. Ein regeneratives Finanzsystem, das solche Initiativen unterstützt, geht weit über die Korrektur von Schwachstellen hinaus, die im aktuellen Finanzwesen allgegenwärtig sind. Es ist vielmehr eine Vision davon, wie menschliche Aktivitäten so gestaltet werden können, dass sie natürliche Systeme nicht nur schonen, sondern aktiv bereichern. Bill Reed beschreibt diesen Ansatz in seinem Konzept der Regeneration als einen Paradigmenwechsel: Statt lediglich „weniger schlecht“ zu sein, sollten menschliche Systeme – seien es Gebäude, Städte oder landwirtschaftliche Betriebe – so gestaltet werden, dass sie die Gesundheit ihrer Umgebung fördern und deren Entwicklung unterstützen.

Regenerativ bedeutet, dass wir in Mustern denken müssen, die nicht linear, sondern zyklisch und vernetzt sind, wie es in lebenden Systemen der Fall ist. Eine regenerative Landwirtschaft beispielsweise geht über die Reduzierung von Schadstoffen hinaus und baut Böden aktiv wieder auf, indem sie organische Substanz anreichert, die Biodiversität fördert und natürliche Wasserkreisläufe unterstützt. Hierbei stehen die Beziehungen zwischen den Elementen im Vordergrund: Böden, Pflanzen, Mikroorganismen und Menschen bilden ein Netzwerk, das gegenseitige Vorteile schafft.

Prinzipien eines regenerativen Finanzsystems

Ein regeneratives Finanzsystem muss auf ähnlichen Prinzipien basieren. John Fullerton betont in seinen Arbeiten, dass die heutige Finanzwelt auf ausbeutenden Mechanismen basiert, die Wachstum und Profit über das Gemeinwohl stellen. Er plädiert für eine Neuorientierung hin zu Prinzipien lebender Systeme, wie Vielfalt, Resilienz und systemischer Integrität. Diese Prinzipien fordern uns auf, langfristig und holistisch zu denken. Finanzsysteme sollten nicht nur kurzfristige Gewinne maximieren, sondern in Aktivitäten investieren, die gesellschaftlichen und ökologischen Nutzen stiften. Ein solches System würde beispielsweise nicht primär auf Renditen aus der Ausbeutung von Ressourcen setzen, sondern auf die Unterstützung von Projekten, die Gemeinschaften stärken, Ökosysteme wiederherstellen und gesellschaftliche Resilienz fördern.

Bioregional Financing Facilities als Finanzwerkzeuge der Regeneration

Dies kann eben über Bioregionale Financing Facilities geschehen, wie oben kurz vorgestellt. Diese Modelle stellen eine Infrastruktur bereit, die Finanzmittel gezielt in lokale Projekte lenkt, die zur Wiederherstellung ihrer jeweiligen Regionen beitragen.

Die Grafik stellt dar, wie das Bioregionale Finanzierung eng mit einer partizipativen Bioregionalen Entwicklungsstelle zusammen hängt und die eigentliche Projekte aus einer Vernetzung der Tätigkeiten entstehen.

Hierbei geht es nicht nur um die Bereitstellung von Kapital, sondern um die Dezentralisierung von Entscheidungsprozessen und die Einbindung der Gemeinschaft. In einer solchen Struktur können Gemeinden gemeinsam entscheiden, welche Projekte finanziert werden sollen, basierend auf den spezifischen Bedürfnissen und Potenzialen ihrer Region. Dies schafft nicht nur mehr Eigenverantwortung, sondern stärkt auch das Gemeinschaftsgefühl und die Bindung der Menschen an ihre Umgebung.

Der Erfolg eines solchen Systems hängt jedoch nicht allein von technischen oder finanziellen Innovationen ab, sondern von einem grundlegenden Wandel im Denken. Maja Göpel betont, dass wir einen „Mindshift“ benötigen, um von der Wachstumslogik und dem Paradigma des unbegrenzten Konsums abzurücken. Dieser Wandel erfordert, dass wir die planetaren Grenzen anerkennen und einen neuen Wert auf Beziehungen, Nachhaltigkeit und langfristiges Wohlergehen legen. Es ist eine Einladung, nicht nur unsere wirtschaftlichen, sondern auch unsere sozialen und kulturellen Prioritäten neu zu setzen.

Ein regeneratives Finanzsystem bietet nicht nur Lösungen für die drängenden ökologischen und sozialen Herausforderungen unserer Zeit, sondern auch eine Vision für eine gerechtere und nachhaltigere Zukunft. Es fordert uns auf, unsere Rolle in den globalen Systemen neu zu denken und aktiv an ihrer Heilung und Regeneration mitzuwirken. Es ist ein Aufruf zum Handeln, der sowohl Mut als auch Kreativität erfordert – doch die möglichen Belohnungen für die Menschheit und den Planeten sind unermesslich.

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