Kategorie: systemisches denken

  • Lösung für den Klimawandel: CO2-Speicherung durch Permakultur oder BECCS?

    Lösung für den Klimawandel: CO2-Speicherung durch Permakultur oder BECCS?

    In der Diskussion um die wirksame Lösung für den Klimawandel wird BECCS (Bioenergie mit Kohlenstoffabscheidung und -speicherung) oft als zentrale Technologie angepriesen. Die Idee: CO₂ aus der Atmosphäre entziehen und gleichzeitig Energie produzieren. Klingt ideal, oder? Doch ist BECCS wirklich die ganzheitliche Lösung, die wir brauchen? Oder bekämpft sie nur die Symptome und schafft dabei neue Herausforderungen? Gibt es eine bessere, nachhaltigere Lösung zur CO2-Speicherung? Genau diese Frage wollen wir hier beleuchten.

    Was ist BECCS und warum bleibt es umstritten?

    BECCS kombiniert Biomasse – wie Holz oder Pflanzenabfälle – zur Energiegewinnung mit der Abscheidung und Speicherung des dabei freigesetzten CO₂. Die Theorie dahinter: Pflanzen entziehen beim Wachsen CO₂ aus der Atmosphäre, welches durch technologische Prozesse wieder eingefangen und gespeichert wird, um eine negative Kohlenstoffbilanz zu erzielen. Doch ist das wirklich die beste Lösung für den Klimawandel?

    CO2-Speicherung durch BECCS: Welche Nebenwirkungen gibt es?

    Auf den ersten Blick scheint BECCS eine vielversprechende Methode zur CO2-Speicherung zu sein. Doch bei näherer Betrachtung zeigen sich erhebliche Nebenwirkungen. Der Energieaufwand für die Kohlenstoffabscheidung ist enorm. In Österreich würde BECCS zwischen 10 % und 50 % des gesamten nationalen Energieverbrauchs ausmachen! Dazu kommt noch: um ausreichend Biomasse anzubauen, wären gigantische Landflächen notwendig – zwischen 500 Millionen und 6 Milliarden Hektar laut IPCC. Zum Vergleich: Die weltweit landwirtschaftlich genutzte Fläche beträgt etwa 1,5 Milliarden Hektar. 【ETC Group, 2017

    Darüber hinaus führt der verstärkte Biomasseanbau zu einem erhöhten Einsatz von Düngemitteln, Pestiziden und Herbiziden, was nicht nur die CO₂-Bilanz verschlechtert, sondern auch die Biodiversität bedroht und die Bodenqualität langfristig schädigt. In Ländern mit Atomenergie führt der Einsatz von BECCS zudem zu einer erhöhten Produktion von Atommüll, was neue Herausforderungen schafft. So könnte die vermeintliche Lösung zu einem neuen Problem werden.

    Die Kumu-Präsentation veranschaulicht das Gesagte anschaulich und zeigt Schritt für Schritt die Dynamiken auf, um die Zusammenhänge noch klarer verständlich zu machen.

    Permakultur: Eine regenerative Alternative zur CO2-Speicherung

    Im Gegensatz zu BECCS bietet die Permakultur einen ganzheitlichen Ansatz zur CO₂-Speicherung. Statt auf technologische Eingriffe setzt Permakultur auf natürliche, regenerative Prinzipien, die CO₂ im Boden binden, lokale Kreisläufe stärken und fossile Brennstoffe minimieren. Mit Methoden wie Agroforstwirtschaft und wasserschonenden Techniken trägt sie dazu bei, die Bodenfruchtbarkeit zu verbessern und die Widerstandsfähigkeit der Ökosysteme gegen klimatische Veränderungen zu erhöhen.

    Permakultur-Lösungen bekämpfen nicht nur die Symptome des Klimawandels, sondern setzen an der Wurzel des Problems an. Während BECCS einen immensen Energie- und Landbedarf verursacht, bietet Permakultur eine nachhaltige Alternative zur CO2-Speicherung, die gleichzeitig Biodiversität fördert und lokale Gemeinschaften stärkt. Der systemische Vorteil liegt auf der Hand: Statt neue Probleme zu schaffen, regeneriert Permakultur die Umwelt auf natürliche Weise. 【Stoy et al., 2018】

    Bioenergie – Teil der Lösung, aber mit Bedacht!

    Das bedeutet jedoch nicht, dass Bioenergiegewinnung per se schlecht ist. Biomasse-Kraftwerke, wie ein Hackschnitzelwerk, das Holzabfälle sinnvoll zur Energieerzeugung nutzt, können ein wertvoller Bestandteil einer Kreislaufwirtschaft sein und regional sinnvoll eingesetzt werden.

    Der Knackpunkt liegt in der großflächigen Hoffnung auf BECCS, das mit erheblichem Energieaufwand CO₂ speichert. Diese Technologie wird als nicht zielführend angesehen, wenn es um nachhaltige, ganzheitliche Lösungen im Klimawandel geht.

    Warum setzen wir nicht alle auf Permakultur?

    Obwohl die Vorteile der Permakultur klar sind, ist sie vor allem im globalen Norden noch nicht weit verbreitet. Sie wird oft als arbeitsintensiv und in der Anfangsphase zeitaufwendig angesehen. Zudem erfordert der Übergang von konventioneller Landwirtschaft hin zu Permakultur tiefgreifende Umstellungen, die viele Betriebe abschrecken. Doch hier liegt die Chance für Changemaker und Social Entrepreneurs: Sie können zeigen, dass nachhaltige, lokale Kreisläufe nicht nur möglich, sondern auch profitabel sind.

    Lehren für Regeneration Pioneers und Changemaker

    Technologische Lösungen wie BECCS fokussieren sich oft nur auf einzelne Symptome und schaffen dabei neue Herausforderungen. Die wahre Lösung für den Klimawandel liegt in systemischen Ansätzen wie der Permakultur. Diese regenerativen Ansätze binden CO₂, stärken lokale Kreisläufe und machen die Ökosysteme widerstandsfähiger. Regenerative Organisationen können hier echte, nachhaltige Veränderungen vorantreiben und zeigen, dass langfristige, holistische Lösungen erfolgreicher sind als kurzfristige technische Fixes.


    Bleib dran!

    Es gibt noch so viel mehr zu erzählen – von weiteren innovativen Ansätzen zur CO₂-Speicherung bis hin zu den spannenden Geschichten hinter den regenerativen Systemen der Zukunft. Aber das heben wir uns für das nächste Mal auf. Bleib dran und lass uns gemeinsam die Zukunft gestalten – mit Lösungen, die sowohl dem Menschen als auch dem Planeten zugutekommen!

    Wenn du noch mehr über einfache und wirkungsvolle Lösungen in komplexen Situationen wie Permakultur erfahren möchtest, dann melde dich jetzt unverbindlich für den Newsletter zum neuen Projekt: Regeneration Pioneers an und werde Teil einer Bewegung, die innovative Ansätze für eine nachhaltige Zukunft entwickelt. Erfahre, wie du aktiv zur Lösung globaler Herausforderungen beitragen kannst – ganz praktisch und umsetzbar!

    Quellen:

    • ETC Group, 2017. A civil society briefing on Geoengineering – Climate change, smoke and mirrors. Heinrich Böll Foundation.
    • Stoy, P. et al., 2018. Opportunities and Trade-offs among BECCS and the Food, Water, Energy, Biodiversity, and Social Systems Nexus at Regional Scales. BioScience, 2(68), pp. 100-111.
    • Zach, F., Kulterer, K. & Simader, G., 2022. Analyse von CCU-Technologien im Kontext konventioneller Energieeffizienz- und Klimaschutzmaßnahmen in Österreich, Wien: Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK).
  • Kann ein Unternehmen alleine nachhaltig sein?

    Kann ein Unternehmen alleine nachhaltig sein?

    Wie nachhaltig kann ein Unternehmen alleine sein? Viele Unternehmen setzen sich heutzutage für Nachhaltigkeit ein, sei es durch den Einsatz erneuerbarer Energien, Recyclingprogramme oder die Reduzierung von Emissionen. Doch reicht das wirklich aus, um nachhaltig zu sein? Um diese Frage zu beantworten, lohnt es sich, Nachhaltigkeit aus einer breiteren Perspektive zu betrachten.

    Nachhaltigkeit ist kein Ziel, das man einmal erreicht und dann abhakt. Vielmehr ist es ein dynamischer Prozess, der ständige Anpassungen und Verbesserungen erfordert. Es geht es darum, die Art und Weise, wie wir Ressourcen nutzen, Investitionen tätigen und Technologien entwickeln, immer wieder neu auszurichten, um sowohl den Bedürfnissen der heutigen als auch der zukünftigen Generationen gerecht zu werden.

    Schematische Darstellung der Musikindustrie und ihrer Einbettung in die gesamte Wirtschaft.

    Ein gutes Beispiel, das verdeutlicht, wie komplex das Thema Nachhaltigkeit ist, findet sich in der Musikindustrie. Hier arbeiten verschiedene Akteure zusammen: Musiker, Agenten, Labels, Fans, Konzerthäuser und sogar globale Plattformen wie YouTube. Ein Konzerthaus kann zwar durch grüne Maßnahmen wie den Einsatz von Ökostrom nachhaltiger werden, doch die wahren Herausforderungen, wie die Reduzierung von Umweltauswirkungen durch Anreisen oder die Förderung von Diversität und das Ende von sexueller Diskriminierung erfordern die Zusammenarbeit aller Beteiligten.

    Ähnlich verhält es sich in der Sportwelt. In der NBA sorgt das Draft-System und das Gehaltslimit nicht nur für Chancengleichheit, sondern verbessert auch die Wettbewerbsfähigkeit der Liga insgesamt. Diese Art von nachhaltigen Lösungen kann nicht von einem Team alleine entwickelt werden; sie entsteht durch ein Zusammenspiel von Kooperation und Wettbewerb.

    Auch für eine echte Kreislaufwirtschaft ist das Zusammenspiel vieler Akteure unerlässlich: von verschiedenen Produzenten über Verkaufsstellen bis hin zur Abfallwirtschaft und den Konsumenten. Die Entwicklung einer Kreislaufwirtschaft wird daher durch die gemeinsame Weiterentwicklung all dieser Akteure geprägt sein, wobei Pioniere der Regeneration als treibende Kräfte eine entscheidende Rolle spielen.

    Diese Beispiele verdeutlichen, dass wahre Nachhaltigkeit nur durch das gemeinschaftliche Handeln aller Beteiligten erreicht werden kann. Kann ein Unternehmen alleine nachhaltig sein? Nein, aber jeder einzelne Beitrag ist wichtig, und Pionierunternehmen sowie Organisationen können wertvolle Vorarbeit leisten. Doch erst das Zusammenspiel vieler schafft den Wandel. Unternehmen sollten daher nicht nur ihre eigenen Nachhaltigkeitsziele verfolgen, sondern auch überlegen, wie sie im Zusammenspiel mit anderen Akteuren einen noch größeren Beitrag leisten können.

    Als Manager oder Unternehmer haben Sie die Möglichkeit, einen Unterschied zu machen. Sehen Sie sich Ihr Unternehmen genau an: Wo stehen Sie in Sachen Nachhaltigkeit? Und welches Potenzial haben Sie, wirklich regenerative Ansätze zu verfolgen? Jetzt ist die Zeit, Ihre Strategie zu überdenken und aktiv zu werden – für eine nachhaltige Zukunft, die wir alle gemeinsam gestalten.

    Sei dabei und gestalte mit uns eine regenerative Zukunft. Melde dich jetzt für unseren Newsletter an, um als Erster über den Start von Regeneration Pioneers informiert zu werden und exklusive Einblicke in unser Programm zu erhalten!

  • Deskriptive Beschreibung des ZukunftJETZTModellCamps

    Deskriptive Beschreibung des ZukunftJETZTModellCamps

    Nachfolgend ist ein Auszug aus dem Abschlussbericht der Begleitforschung zum ZukunftJETZTModellCamp. Das ZukunftJETZTModellCamp war eine experimentelle Veranstaltung, mit dem Ziel zu entdecken, welche Wirkung ein alternativen Geldsystem auf die Teilnehmenden hat. 5 Tage lang wurde ausschließlich mit der Währung DANK bezahlt, welche einerseits als Grundeinkommen für alle geschöpft wurde, aber gleichzeitig auch dann, wenn Werte für die gemeinschaft geschaffen wurden (z.B. beim zubereiten der gemeinsamen Mahlzeit).

    Es wurde von 21. bis 26.8.2022 im Stiftsgut Keysermühle in Klingenmünster (DE) abgehalten. An diesem Experiment nahmen insgesamt 56 Erwachsene, 1 Jugendliche und 6 Kinder teil (Details dazu folgen in Kapitel 2.2.1).

    Das Hotel wurde als Selbstversorgerhotel betrieben. Was so viel heißt, als dass alle operativen Tagestätigkeiten die in einem Hotel anfallen, von den Teilnehmern selber übernommen wurden um den Arbeitsalltag am Camp simulieren zu können und den EUR Kostenbeitrag für die Teilnehmer*innen möglichst niedrig halten zu können.

    Ein Team bestehend aus 8 Personen, hat dabei die Koordination für verschiedene Aufgabenbereiche übernommen. Eine Person kannte sich im Gebäude durch verschiedene Tätigkeiten im Hotel in der Vergangenheit gut aus und bildeten somit die Schnittstelle im Hinblick auf Wissen und Zugriff. Für die Mitarbeit an Versorgungs- und Instandhaltungsaktivitäten bekamen die Teilnehmer die lokale Währung DANK gutgeschrieben.

    Eine Komplementärwährung für das Camp

    Zentraler Teil des Experimentes war es, Erfahrungen mit einer Komplementärwährung zu sammeln. Die für die Gestaltung dieser Währung angewandten Prinzipien werden in Tabelle 2 erläutert.

    PrinzipEffekt(e)PraxisbeispielDankwährung
    Von der Gemeinschaft aus dem Nichts geschöpftes GeldEs ist genug Geld für die Finanzierung gemeinnütziger Arbeit daColonial Scrips (z.B. Connecticut 18. Jh)Wir schöpfen aus 3 Töpfen: ICH, WIR, WELT
    Vergänglichkeita) Geldhortung ist unattraktiv => Geld fließt b) Verleihen ohne Zins c) Voller/teilweiser Ersatz für „Steuer“ der Gemeinschaft d)GeldmengenbegrenzungBrakteaten, 12.-14.Jh, 1 – 2 x pro Jahr „verrufen“ => 3 neue für 4 alte Münzen (25% Schwund); Wörgler Schwundgeld ca. 1930Vergänglichkeit: 10% Schwund jedes Quartal (simuliert Di/Do)
    Arbeitszeit wird standardmäßig gleichwertig getauschtKein Fleißiger ist arm. Niemand muss ein Vielfaches eines Anderen arbeiten, um denselben Wohlstand zu genießen.Zeittauschringe, z.B. LETS Tauschring München; Früher teilweise in dörflichen Gemeinschaften praktiziertStandard: 20 Dank pro Stunde für alle Arbeiten
    TransparenzFördert RedlichkeitSchloss Tempelhof GemeinschaftDankhefte für jeden offen
    Tabelle 2 Prinzipien in der Gestaltung der DANK-Währung

    Persönliche DANK-Hefte

    Am 22.8.2022 morgens bekamen alle Erwachsenen und Jugendlichen Teilnehmenden ein DANK-Heft, welches für die Transaktionen mit der CAMP-Währung DANK verwendet wurde. Die Außenseite des Einbandes des Heftes (Bild 1) enthielt neben dem Namen der Teilnehmenden auch eine eindeutige ID zusammengesetzt aus den Initialen der Teilnehmer:in und einer laufenden Nummer. Das rote Feld war gestanzt und mit einem glitzernden Farbpapier als Imitationsschutz versehen. Die Rückseite enthielt die wichtigsten Eckpunkte zur Währung wie den Umrechnungsfaktor Zeit zu DANK und die Vergänglichkeit.#

    Außenseite eines DANK-Heftes

    Die Innenseite des Dankheftes (Bild 2), an welche das Kontoblatt mittels Klebeband angebracht wurde, enthielt eine Kurzanleitung zur Verwendung, detaillierte Informationen zur Vergänglichkeit sowie eine Legende für die Kategoriespalte.

    Innenseite des DANK-Heftes

    Jede*r Teilnehmer*in bekam für die Teilnahme an den beiden Plenarsitzungen am Sonntag Abend und Montagmorgen insgesamt 60 DANK gutgeschrieben und hatte somit schon ein Startkapital um dies für persönliche „Ausgaben“ verwenden zu können.

    Schöpfungsprozess

    Darüber hinaus wurden 6 Schöpfungshefte vorgestellt. Geld wurde auf zwei Weisen geschöpft. Einerseits, wenn Etwas für die Gemeinschaft oder die Welt gemacht wurde. Andererseits wurde am 2 Tag des Camps nach ausführlichen Diskussionen auch ein Bedingungsloses Grundeinkommen von 60 DANK pro Tag eingeführt. Es stand jedem/r Teilnehmer*in frei AGE oder BGE zu schöpfen (siehe auch Kapitel 2.3.2).

    Für jedes Schöpfungsheft gab es einen sogenannten DANK-Master. Jede:r der/die etwas für das Gemeinwohl beigetragen hat, konnte sich beim Dank-Master DANK dafür abholen.

    ICH-TopfAus diesem Topf konnte ein Bedingungsloses bzw. Aktives Grundeinkommen geschöpft werden. (siehe auch Kapitel 2.3.2)
    WIR-Topf Untertopf KÜCHEUntertopf WIR-FÜR-ANDEREAus diesem Topf erhielt man DANK, wenn man sich anderweitig für die Gemeinschaft einsetzte. Z.B. Teilnahme am Plenum, Planungssitzungen des Kernteams, Housekeeping-Tätigkeiten, vor Ort investierte Leistung für die Begleitforschung, Kinderbetreuung, Betreuung des „Ladens“. Aus logistischen Gründen gab es darüber hinaus einen Topf für die Mitarbeit in der Küche (z.B. Kochen, Geschirr waschen, Buffet vorbereiten, Schankdienst) und einen Topf mit dem Titel WIR-FÜR-ANDERE. Aus letzterem erhielt man DANK, wenn man sich in Projekte einbrachte, die dem Stiftsgut zugutekamen. Konkret wurde etwa: Im Garten gejätet, eine Komposttoilette gebaut, ein Sichtschutz für die Sauna aufgestellt bzw. die Fassade eines Gebäudes geschliffen.
    WELT-TopfAus diesem Topf erhielt man DANK, wenn man etwas machte, was seine Wirkung über das CAMP hinaus entfaltet. Z.B. Müll am Flussufer aufzuräumen oder einen Workshop wie den World-Systems-Model Workshop (siehe auch Anhang B Dokumentation Welt-System-Modell, S. 44) abzuhalten.
    Übersicht Schöpfungshefte

    Die Schöpfungshefte starteten dabei mit einem Kontostand von 0 und gingen bei jeder erbrachten Leistung ins Minus. Es wurde kein Anspruch gestellt, dass die Hefte am Ende des Camps wieder auf 0 sein sollten. Jedwede Minuszahl stellt in dem Fall keine Schuld dar, sondern nur einen numerischen Indikator, wie viel in welchem Bereich an Einsatz erbracht wurde während des Camps.

    Eine Ausnahme dazu stellte das Küchen Heft dar. Die Teilnehmer wurden angehalten die Zubereitungszeit für die Mahlzeiten mit DANK zu bezahlen (die Zutaten wurden großenteils mit den Teilnahmegebühren vorab eingekauft und teilweise von den Teilnehmenden als Spende mitgebracht oder vor Ort gesammelt). Nach einer anfänglichen Diskussion wurde der „Preis“ für Frühstück, Mittagesse und Abendessen auf 10, 15 und 15 DANK festgelegt. Ziel war es herauszufinden, ob sich innerhalb des DANK-Systems auch finanziell selbst-tragende Organisationseinheiten abbilden lassen.

    Der Prozess von DANK

    Grafik 2 Prozess Austausch von DANK

    Die grünen Kreise in Grafik 2 stellen 4 exemplarische Campteilnehmer/Spieler dar. Die drei gelben Balken repräsentieren die Schöpfungsprozesse, bei denen Geld entstand und dabei direkt auf den Konten (DANK-Hefte) der Spieler gutgeschrieben wurde. Der braune Balken repräsentiert die Vergänglichkeit der Währung. Der Orange-Balken repräsentiert das Sonderheft Küche. Mit diesem Element sollte ein finanziell selbst tragfähiges Unternehmen simuliert werden.

    Das Diagramm kann wie folgt gelesen werden.

    Spielerin 1 schöpft DANK aus dem WIR-Topf für die Teilnahme am Plenum und aus dem WELT-Topf, dafür, dass sie Scherben im Park aufgeräumt hat. Sie verwendet einen Teil des erhaltenen DANKs für die Teilnahme an einem Komposttoilettenworkshop bei Spieler 2. Ein anderer Teil fließt zurück an die Küche als DANK für die Dienstleistung des Kochens. Nicht verwendet DANK verschwinden anschließend durch Vergänglichkeit wieder aus dem System.

    Spieler 2 schöpft keinen DANK aus einem der drei Töpfe. Er erhält bereits geschöpftes Geld von den anderen Teilnehmern, für einen Workshop, den er abhält. Dies gibt er für eine Massage bei Spieler 3, für ein Coaching bei Spieler 1 und für sein Essen aus. Da am Zeitpunkt der Vergänglichkeit sein Kontostand 0 ist, fällt keine Vergänglichkeit an.

    Spielerin 3 schöpft DANK aus dem Topf für Bedingungsloses Grundeinkommen. Außerdem erhält sie von Spieler 2 und 4 DANK Für eine Massage. Davon überträgt sie DANK an die Küche für die Dienstleistung des Kochens. Der Rest der DANK unterliegt der Vergänglichkeit und verfällt.

    Spieler 4 schöpft ein kleines aktives Grundeinkommen für das spontane mitwirken an einer Gesangsrunde und einen größeren Anteil für die Mitarbeit in der Küche. Er ersteht dafür ein Hemd in der Boutique von Spieler 1, eine Massage bei Spieler 3 und besucht den Workshop bei Spieler 2. Verbleibende DANK unterliegen wieder der Vergänglichkeit.

    Das tägliche Plenum

    Alle Campteilnehmer:innen trafen sich jeden Tag um 9:30 im großen Plenum. Ausgenommen von der Teilnahme waren lediglich die Kinder und eine Betreuerin der Kinder. Das Kernteam bereitete die zu besprechenden Themen vor und stellte diese im Plenum vor bzw. zur Abstimmung. Außerdem wurde das Plenum genutzt, um für noch unbesetzte Gemeinschaftsaufgaben Mitwirkende zu finden.

    Systemisches Konsensieren wurde geübt in dem es jeder:m im Plenum freistand zu präsentierten Vorschlägen Widerstände auszudrücken.

    Aktivitäten vor Ort

    Das Angebot vor Ort wurde von den Teilnehmer:innen gestaltet. Alle Teilnehmer*innen wurden schon 2 Monate vor dem Camp darüber informiert und wurden dazu angehalten ihre Angebote schon auf einer digitalen Pinnwand (PADLET) vorzuschlagen.

    Pinnwand mit verschiedenen Angeboten noch ohne Termin

    Jede:r konnte dazu ein Angebot in Form eines „Steckbriefes“ auf eine Pinnwand hänge. Interessierte konnten ihren Namen darunter vermerken. Für individuelle Angebote wie z.B. Massagen, Haarschnitte oder Sprachunterricht wurde anschließend direkt ein Termin gefunden.

    Tagesplanung der Aktivitäten

    Alle anderen Angebote wurden von dem Vortragenden, Workshop- oder Spieleleiter:innen auf einem Poster mit Zeit und Raumangabe platziert (Gelbe Zettel auf Grafik 3). Teilnehmer:innen, die sich noch nicht auf dem Steckbrief vermerkt hatten, konnten ihre Namen auf dem Rosa Post-it noch ergänzen.

    Workshopangebot

    Insgesamt haben 18 Menschen (also ein gutes Dritte der Teilnehmende) entweder ein Spiel angeleitet, einen Vortrag/Workshop zum Thema Geld oder Wirtschaft abgehalten oder ein Angebot zu „bewussten Lebensstil“ (Coaching, gewaltfreie Kommunikation, Ernährungsworkshop, etc.) angeboten und durchgeführt.

    27 Personen haben angegeben, regelmäßig und in hohem Maße in der Küche bzw. Reinigung mitgewirkt zu haben und 13 Personen, an Projekten zur Instandhaltung und Verbesserung der Keysermühle mitgewirkt zu haben. Wichtig zu erwähnen an dieser Stelle ist, dass sich die Teilnehmer:innen jeden Tag aufs neue entscheiden konnten, wo sie mitwirken wollen. Wer sich für das Kochen in der Küche meldete, wurde angehalten, an zumindest zwei hintereinander folgende Diensten mitzumachen, um die Wissensübergabe besser gewährleisten zu können.

  • Strategieworkshop bei Radha Paudel Foundation

    Strategieworkshop bei Radha Paudel Foundation

    Am 7. und 8. Februar durfte ich zwei Tage mit dem erweiterten Team der Radha Paudel Foundation verbringen. Ziel war es, das Team bei einer strategischen Neuausrichtung zu begleiten.
    Wir haben dazu als erstes Vision und Mission der RPF neu überarbeitet.

    Vision

    „Menstruators and Non-Menstruators Live With Dignity in Regenerative Societies“

    Vision Radha Paudel Foundation

    Die alte Version war in einer negativen Weise formuliert. Also was es in der Vision nicht mehr geben sollte: Also etwa Diskriminierung zu überwinden. Stattdessen wollten wir eine Vision mit einem positiven Wortlaut. Schnell waren sich alle einig, dass die Wörter Menstruierende und Würde zentrale Elemente sein sollten. Die Gruppe sammelte Ideen, mischte diese und debattierte über verschiedene Konzepte, bis sie schließlich zu der oben angeführten Formulierung kam.

    Wichtig war es, dass RPF nicht nur mit den Menstruierenden arbeitet, sondern auch nicht Menstruierende mit einbezieht. Alle Lebensbereiche: Familienalltag, Schule, Arbeit, Gesundheitswesen, etc. sollten von dieser neuen Einstellung betroffen sein, also wurde das Verb ‚leben‘ gewählt.

    Menstruations- und Hygieneprodukte zu entwickeln, welche nicht nur die Würde der Menstruierenden erlauben, sondern auch biologische Kreisläufe zumindest nicht stören oder im besten Fall sogar regenerativ auf die Natur zurückwirken und einen bewussten Umgang mit natürlichen Ressourcen zu pflegen sollte auch inkludiert sein, weshalb als Aspekt der Vision regenerative Gesellschaften (‚regenerative societies‘) aufgenommen wurde.

    Mission

    Mission Überarbeitung

    Die Missionen, die bereits beschrieben waren, wurden von der Gruppe als sehr stimmig und klar formuliert wahrgenommen und wurden mit minimaler Anpassung von der Gruppe einstimmig als weiterhin passend angenommen:

    • Engagement for gender justice. Peace and Human Rights.
    • Empowerment of Menstruators (Disability, Indigenous, Marginalized Community) politically, socially, economically, and environmentally.
    • Eradicate Menstrual Discrimination, Harmful practices and Stigmas.
    • Enrich capacity for team partners and concerned stakeholders

    Balanced Score Card

    Anschließend entwickelte die Gruppe mithilfe eines Balances-Score-Card Ansatzes Ziele für die nächsten 3 Jahre. Da es sich bei der Radha Paudel Foundation um einen klassisch Förderungs- und Spenden basierten Verein handelte, haben wir kundenorientierten Ziele in zwei Gruppen unterteilt:

    1. zahlenden Kunden: also potenzielle Geldgeber, die die Arbeit des Vereins finanzieren können und

    2. die Begünstigten (Kunden): also die, die am Ende von den Projekten profitieren sollten: Frauengruppen, lokale Trainerinnen, Mädchen an Schulen oder Universitäten, etc.

    Dadurch haben wir sichergestellt, dass sowohl die aktive Kommunikation und Abstimmung mit den Geldgebern, als auch den Begünstigten gleichrangig behandelt wird.

    Auch zur Verbesserung von internen Prozessen und dem Lernen im Team, wurden verschiedene Ziele gesteckt.

    Welche finanziellen Ziele dafür erreicht werden müssen und was wiederum an internen Prozessen verbessert werden sollte, damit diese erreicht werden, wurde auch erarbeitet.

    Fazit

    Nach zwei intensiven Workshop Tagen, hatte die Radha Paudel Foundation eine neue Ausrichtung. Alle Teilnehmenden waren engagiert, sich mit ihren Stärken einzubringen und ToDos wurden mit dem Online-Tool ClickUp verteilt.
    Da noch etwas Zeit übrig war, beendete ich den Workshop mit einer spontanen Einheit zum Thema Führung und Kommunikation, in der wir uns sowohl damit befassten, wie man am besten delegiert, wenn es keine starken Hierarchien gibt. Abschließend machten wir noch eine Übung zu Gewaltfreier Kommunikation, um der Gruppe ein Werkzeug in die Hand zu geben, mit dem Probleme angesprochen werden können, ohne dass das Gegenüber das Gesicht verliert.

  • Wie gelingt eine Welt ohne Armut?

    Wie gelingt eine Welt ohne Armut?

    Keiner geringeren Frage haben sich 10 Teilnehmer des ZukunftJetztModellCamps im August in Klingenmünster gewidmet. Ich habe zu dieser Frage einen 3-stündigen Workshop angeleitet, bei dem wir mithilfe des WeltSystemModells versucht haben, diese Frage strukturiert anzugehen.

    Das WeltSystemModell

    Das Weltsystemmodell wurde von Tony Hodgson entwickelt und dient der Strategieentwicklung ebenso wie als Bildungswerkzeug für systemisches Denken.

    Die zwölf Knotenpunkte haben den Anspruch, alle Faktoren abzudecken, die unser Leben auf dem Planeten ausmachen. Inhaltlich können die Knoten auf die vier Felder planetares Leben, Ressourcenströme, menschliche Verantwortung und Lebensqualität gruppiert werden.

    Aktuelle Trends, Herausforderungen und die Zusammenhänge darstellen

    Wir haben drei Gruppen gebildet und jede der drei Gruppen bekam 4 Knotenpunkte zugewiesen. In der ersten Runde haben diese Gruppen für jeden der Knotenpunkte die aktuellen Herausforderungen und Zusammenhänge mit der Armut erarbeitet und im Plenum in die Gruppe zurückgebracht. Die Fragestellung war:

    „Was ist der wichtigste Trend hinsichtlich Armut, der sich im Hinblick auf die Knoten, die ihr habt, abzeichnet?“

    Zusammenhänge zwischen den Herausforderungen waren bald klar. Ohne wirkliche partizipative Entscheidungsfindung und Mitspracherechte der Beteiligten (Knoten Steuerung) ist Wasserknappheit (Knoten Wasser) als ein Faktor für Armut nicht lösbar. Der Knoten Wasser ist ebenso eng verbunden mit Ernährungs(un)sicherheit (Knoten Essen) oder dem Knoten Biodiversität und einigen anderen.

    Intervention: bedingungsloses Grundeinkommen in den meisten Ländern

    In dem Workshop, der mit Szenariotechniken arbeitet, ist vor Beginn der zweiten Runde eine Intervention durch den Spielleiter vorgesehen. Der Spielleiter präsentiert eine überraschende Wendung. Die Teilnehmer wurden nun instruiert anzunehmen, dass die meisten der wirtschaftliche erfolgreichen und aufsteigenden Ländern (USA, Japan, Kanada, Länder der EU, Indien, Brasilien) ein bedingungsloses Grundeinkommen eingeführt haben und die meisten Länder der Welt im Begriff sind dies ebenfalls in den nächsten 5 – 6 Jahren zu tun.

    Mit dieser Verschiebung des Rahmens wurden die Gruppen dann in die zweite Runde an Diskussionen geschickt: Was ändert sich durch diese Wendung und welche Chance liegen in euren Knoten um eine Welt ohne Armut zu erreichen?

    Löst ein BGE jetzt das Armutsproblem?

    Es wurde bald deutlich, dass ein Grundeinkommen alleine das Armutsproblem noch nicht lösen würde.

    Die Gruppe, die den Knoten „Wohlstand“ hatte, unter den auch das Finanzsystem fällt, merkte an, dass trotz bedingungsloses Grundeinkommen das Finanzsystem noch die gleichen systemischen Fehler haben würde, wie z.B: der eingebaute Wachstumszwang oder die Umverteilungsproblematik.

    Andere Gruppen merkten an, dass ein Grundeinkommen andere wichtige Aspekte nicht garantieren würde wie z.B. den Zugang zu sauberen Trinkwasser oder politische Mitbestimmung.

    Von keiner Armut zu ganzheitlichen Wohlstand

    Da das bedingungslose Grundeinkommen per Definition einen monetären Wohlstand sichert, haben sich die Gruppen zu anderen Formen von Wohlstand Gedanken gemacht. In der Plenumsdiskussion kristallisierten sich dann viele weitere Formen des Wohlstands heraus:

    Beispiele für Aspekte von ganzheitlichem, globalen Wohlstand, die während des Workshops ans Licht kamen: Wissenswohlstand, Zeitwohlstand, „Ich fühle mich wohl“, Entscheidungswohlstand (Partizipationsmöglichkeit), Aufteilungsgerechtigkeit (z.B. von knappen Ressourcen)

    Außerdem stand am Ende der zweiten Runde der Wunsch im Raum eine positive Formulierung für „keine Armut“ zu finden. Entsprechend haben wir unser Ziel umformuliert auf eine Welt die einen globalen, ganzheitlichen Wohlstand fördert.

    Ganzheitliche Lösungen

    In der abschließenden Runde, die als Plenum stattfand, war das ganzheitliche Lösungen zu entdecken. Folgende Fragestellung war auf der Tafel vermerkt:

    Welche Lösungen (neue oder existente) fördern den globalen, ganzheitlichen Wohlstand in mindestens 2 Knoten, ohne für uns aus jetziger Perspektive offensichtlich negative Auswirkungen auf einen oder mehrere andere Knoten zu haben?

    Lösungen wurden vorgeschlagen. Dann wurde vermerkt, in welchen Knoten diese Lösung eine Änderung bringen würde. Abschließend wurden alle Teilnehmenden noch mal befragt in sich zu spüren, ob sie einen Knoten wahrnehmen, auf den diese Lösung negative Auswirkung haben würde. Kamen keine Widerstände, wurde die Lösung als ganzheitliche Lösung erkannt.

    Wasser als Gemeingut & bessere lokale Steuerung

    Die erste Lösung, die diskutiert und von allen Teilnehmenden als ganzheitlich erkannt wurde, war die Re-Etablierung von Wasser als Gemeingut und die Verwaltung desselben in lokalen Steuerungsgruppen. Diese Lösung würde sich auf jeden Fall positiv auf die Knoten Wasser, Steuerung, Lebensraum auswirken und hätte vermutlich weitere positive Effekte auf Wohlbefinden, Biosphäre, Energie und Ernährung. Niemand in der Gruppe hatte das Gefühl, es würde negative Auswirkungen auf einen anderen Knoten geben.

    Gemeinschaftswohnprojekte

    Eine weitere Lösung kristallisierte sich aus dem Bereich Lebensraum. Durch Gemeinschaftswohnprojekte mit angebundener Lebensmittelproduktion würden sich positive Effekte auf die Bereiche Energie, Ernährung, Gemeinschaft und Wohlbefinden ergeben. Vermutlich würden sich weitere synergetische Effekte auf andere Knoten feststellen lassen. Auch hier hatte niemand in der Gruppe das Gefühl, dass es Knoten geben würde, die von einer solchen Entwicklung negative beeinflusst wären. Einzige Bedingung, die genannt wurde, war, dass die Teilnahme an einem solchen Gemeinschaftswohnprojekt freiwillige bleiben müsse und nicht ein neuer vorgeschriebener Standard.

    GRADIDO-Spiele spielen

    Ein weiterer Vorschlag war es, mehr und öfter GRADIDO-Spiele zu spielen und dabei eventuell auch mit lokalen Banken zu kooperieren. Deine direkte positive Auswirkung auf den Knoten Weltbild (wie nehme ich das Geldsystem bzw. Fülle oder Mangel in meinem eigenen Leben dar), Wohlstand und Steuerung. Durch das veränderte Bewusstsein nahm die Gruppe an, dass sich auch Verbesserungen hinsichtlich anderen Knoten wie z.B. Biosphäre ergeben würden.

    Auch hier habe es keinen Widerstand gegen die Lösung im Hinblick auf eine negative Auswirkung auf einen anderen Knoten. Die Notwendigkeit der Dezentralisierung des Bankensystems wurde mehrmals genannt.

    Schuldenschnitt und Vermögensobergrenzen

    Eine weitere synergetische Lösung, die eingeworfen wurde, war die Idee eines globalen Schuldenschnitts, um Akteure wie Staaten wieder handlungsfähig zu machen, in Kombination mit einer Vermögensobergrenze, die den Anwuchs des Kapitals begrenzen würde. Neben den offensichtlichen positiven Auswirkungen auf den Knoten Wohlstand würde es positive Auswirkungen auf Steuerung und Gemeinschaft haben.

    Auf die Frage, ob das negative Auswirkungen auf einen anderen Knoten haben würde, gab es keine Wortmeldung. Viele Teilnehmer verspürten aber, dass diese Lösung nicht umsetzbar sei. Ein Teilnehmer bemerkte, dass es dazu erste eine Änderung im Weltbild der breiten Massen benötigen würde. Andere Teilnehmer merkten an, dass sie sich nicht vorstellen könnten, dass mit innerhalb der aktuellen politischen Landschaft und (mangelnden) Demokratie hinsichtlich des Finanzwesens eine solche Lösung umsetzbar erscheint und es erst in diesen Ebenen Änderung benötigt.

    Während die Lösung also als potenziell positive aus dem Wertebild der Teilnehmer heraus wahrgenommen wurde, blieb offen, wie man eine solche Lösung implementieren könnte.

    Wasserstoffantrieb

    Eine Teilnehmerin schlug vor, dass der Wasserstoffantrieb eine Lösung sein könnte. Nach einer kurzen Konversation zum Vorschlag wurden synergetische Natur dieser Lösung jedoch nicht sofort sichtbar. Aufgrund der fortgeschrittenen Zeit habe ich als Moderatorin die Diskussion an dieser Stelle dann abgebrochen und beschlossen, den Workshop zu beenden.

    Fazit

    Was dürfen wir aus dem Workshop letztendlich mitnehmen? Interessant finde ich, dass sich sehr klar gezeigt hat, dass monetärer Wohlstand (im Szenario in Form eines quasi globalen Grundeinkommens) nur ein kleiner Teil der Lösung ist. Ganzheitlicher Wohlstand ist vielschichtiger und facettenreicher und vermutlich abhängig von der Kultur, in der wir leben. Während es klar materielle Aspekte von Wohlstand gibt, wie etwas den Zugriff zu Wasser oder Ernährung, hat Wohlstand aber eben verschiedenste Ebenen, welche nur teilweise durch Geld beeinflusst werden können.

    Bemerkenswert zu den beiden Lösungsvorschlägen zum Geldsystem ist, dass diese konkrete Vorschläge zur Ergänzung und Adaptierung Geldsystems schuldig bleiben. Inwiefern dies durch die Vorwegnahme der Einführung eines Grundeinkommens mitgestaltet wurde, lässt sich augenblicklich nicht auswerten. Der Vorschlag mit den Geldspielen bewegte sich im Endeffekt mehr auf der Bewusstseins- und Vermittlungsebene, um mehr Menschen zu befähigen, sich reflexiv mit dem Geldsystem auseinanderzusetzen. Der zweite Ansatz, der konkreter war, wurde eben von der Gruppe als nicht umsetzbar abgetan, da vermutet wurde, dass es Dynamiken geben würde, die diesen Lösungsansatz unterbinden.

    All dies deckt sich mit dem Verständnis, dass unser Geld- und Wirtschaftssystem äußerst komplex und dynamisch ist und sich einer vollständigen Analyse in diesem begrenzten zeitlichen Rahmen sowie doch kleinen und sehr homogenen Arbeitsgruppe entzieht. Eine Wiederholung des Workshops mit verschiedensten Akteuren, die unterschiedliche Perspektiven vertreten, würde den Wissenstand dazu maßgeblich verbessern.

    In Anbetracht dessen, war es auch wenig verwunderlich, dass 2 von 4 synergetischen Lösungen eigentlich außerhalb des Geld- und Wirtschaftssystems lagen. Lösungen, die die Befriedigung der menschlichen Bedürfnisse (innerhalb der planetaren Grenzen) über den Lösungen innerhalb einer Gemeinschaft vorsehen. Lösungen, die von den am Workshop beteiligten ohne (größere) Hürden, dirket umgesetzt werden können.

    Dass die gemeinschaftliche Verwaltung von Gemeingütern (in den beiden Beispielen Wasser bzw. Wohn- und Landwirtschaftsraum) oftmals zu den besten Lösungen führt, hat auch schon Nobelpreisträgerin Elenor Ostrom mit ihrem Lebenswerk bewiesen. Dass nun die Teilnehmer des Camps diese Lösungen herausgearbeitet haben, spricht dafür, dass die Praktik des Commoning – wie bei Silke Helfrich und David Bollier eindrücklich beschrieben – von vielen als ein aktiver Teil des Wandels und der Transformation hin zu einer Welt mit globalen, ganzheitlichem Wohlstand empfunden wird.

    Auch die abgebrochene Diskussion zu einer Technologie als Lösung deckt sich mit aktueller Literatur zu nachhaltigen und regenerativen Gesellschaften. Verschiedene Autoren wie Daniel Christian Wahl, Tobias Luthe, Sonia Buglione, Rainer Schlüther und Charles Eisenstein bezweifeln, dass Technologie (alleine) der Schlüssel zu einer enkeltauglichen Zukunft sein wird.

  • Gemeinschaft aktive gestalten – Workshop zur gemeinschaftlichen Nutzung des Samplhauses in Bramberg

    Gemeinschaft aktive gestalten – Workshop zur gemeinschaftlichen Nutzung des Samplhauses in Bramberg

    Kürzlich traf sich im Garten des historischen Samplhaus in Bramberg auf Einladung von Gastgeberin Christl Hochwimmer und dem neu gegründeten Verein „Ökokreativ“ zweimal eine bunte. Gruppe sozial interessierter OberpinzgauerInnen. TeilnehmerInnen zwischen 14 und 70 hatten sich eingefunden, um darüber zu sprechen, wie man das gemeinschaftliche Leben in und um das Zentrum „Samplhaus“ neu gestalten und eigene Ideen einbringen könnte.

    Unter Führung der Sozialökonomin Inge Patsch wurde in Workshops und Kleingruppen gemeinschaftlich erarbeitet, welche Aktivitäten man sich vor Ort wünschen würde und wo man gerne selbst dabei wäre. Vor dem Hintergrund der globalen Nachhaltigkeitsziele (SDGs) wurden zahlreiche Vorschläge rund um die Themenschwerpunkte „Wandel“, „Kreatives“, „Digitalisierung“ und „Commoning“ gesammelt und es zeigte sich auch bereits eine gewisse Präferenz der Wünsche und Bedürfnisse.

    Im Bereich „Wandel“ wurde vielfach Bezug genommen auf ökologischen Wandel und es gab zahlreiche Vorschläge, die sich auf Gartengestaltung, biologische Vielfalt, Ernährung und regionale Produkte bezogen und dass hier man sich hier unterschiedlichste Workshops (Alte Obstsorten beleben, Biotope schaffen, Kräuterkochkurse, etc.) wünschen würde. Aber auch aktive Treffen zwischen den Generationen wurdenebenso wie im Bereich Commoning angeregt (z.B. Altes Handwerk lernen) oder Tauschbörsen, Geschenke-Tage, etc.

    Das zweite Thema, dass als besonders wichtig empfundene Feld war der Bereich „Kreatives“ und hier kamen Vorschläge von Ausstellungen für regionale Künstler über Kinder-Kreativworkshops bis zu Nähcafes oder Lese- und Filmnachmittage. Roboterworkshops, Webseitengestaltung oder Filmprojekte wurden zum Beispiel im Digitalbereich angeregt.

    Im Anschluss an die Kick-off meetings lud der Verein Ökokreativ auch zu einem spannenden und gut besuchten Austausch mit den Initiatoren des Volksbegehrens „Bedingungsloses Grundeinkommen“ und für August ist bereits eine Ausstellung mit regionalen Künstlern sowie Kinder-Kreativ-Workshops rund um das Samplhaus geplant.

  • Projekte für ein gutes Miteinander im Pinzgau

    Das gut Miteinander …

    … beginnt für mich mit Vertrauen. Drei Zutaten für diese Vertrauen sind: Autonome Kleingruppen, miteinander die Grundlagen des Lebens schaffen und leben zelebrieren und der Respekt vor allen Lebensformen.

    Die Kunst miteinander die Grundlagen des Lebens zu schaffen steht für mich dabei im Kontrast zu Vergemeinschaftung in denen temporäre Gruppen Erlebnisse und Unterhaltung miteinander teilen um dann wieder getrennter Wege zu gehen. Ich stelle mir vor, dass die Gemeinschaft wieder die ganze Bandbreite menschlicher Aktivitäten miteinander teilt: Schaffen, Lernen, Verhandeln, Entfaltung, Spaß und Trauer. Weg von abgetrennten Häusern für Kinder, Alte, Stillende, Behinderte, Ausländer, Religionen, Fußballer und Musikanten hin zu öffentlichen Plätzen auf denen die Unterschiede zusammenkommen und sich ergänzen. Damit dieses Zusammen funktioniert, braucht es gute Methoden für einen konstruktiven Umgang mit Konflikten, wie etwa die Soziokratie oder das systemische Konsensieren: auch das ist für mich Teil des Respekts vor allen Lebensformen.

    Internationale Beispiele für ein solches Zusammenleben gibt es unzählige. Ich durfte in Nepal einige Traditionelle Formen davon kennen lernen. Doch auch in Europa gibt es eine wachsende Bewegung, die nach neuen Wegen sucht über Gemeinschaft unser Leben zu gestalten: Transition Town Netzwerks, SoLaWis, Zeitbankinitiativen. Im Fachjargon spricht man auch oft von Commoning.

    Es gibt vieles, das ich mir für den Pinzgau wünsche und mit unserem neu gegründeten Verein ÖkoKreativ (www.oekokreativ.org) möchten wir genau solche Projekte vorantreiben und unterstützen. Ein Beispiel, das ich für den Pinzgau wunderbar fände, ist etwa eine Permakultur SoLaWi. Lasst und mal ansehen, was das ist und wie es funktioniert?

    Was ist Permakultur?

    Permakultur ist eine Form der Landwirtschaft, bei mit den natürlichen Nährstoffkreisläufen gearbeitet wird und nicht nur mit Teilaspekten davon. Eine Permakulturlandwirtschaft erzeugt eine Vielzahl von Nahrungsmitteln anstatt sich auf ein oder zwei Produkte zu spezialisieren, wobei es immer eine Symbiose von Tier und Pflanzen gibt: Hühner werden gezielt eingesetzt um Schädlinge im Garten im Zaum zu halten und der Garten ernährt die Hühner gleich mit. Die Menge der Nutztiere ist dabei auf die Größe des Verfügbaren Landes abgestimmt und nicht auf ökonomische Zwänge. Im Lungau ist es einem Pionier der Permakultur mit diesen Prinzipien geglückt Sogar Bananen anzubauen.

    Was ist eine SoLaWi?

    Kommen wir nun zum zweiten Teil des Projekts: SoLaWi steht für Solidarische Landwirtschaft. Die Solidarität drückt sich darin aus, dass die Mitglieder alle Erträge gleichmäßig untereinander aufteilen – aber auch Ernteausfälle gemeinsam tragen. Welches Gemüse angebaut und welche Tiere gehalten werden, wird gemeinsam entschieden. Es gibt hauptberufliche Landwirte, die für die positive Entwicklung der SoLaWi verantwortlich sind, doch alle Mitglieder helfen regelmäßig mit beim Jäten, Ernten oder Einkoche und natürlich bei der Ausrichtung gemeinsamer Feste. Der Landwirt hat mit Mitgliedsbeiträgen die Sicherheit eines regelmäßigen Einkommens und muss sich nicht mehr mit Direktvermarktung herumschlagen. Außerdem hat er ohne finanziellen Mehraufwand viele helfende Hände für die Zeiten in denen mal viel auf einmal zu tun ist.

    Das Nähren eines guten Miteinanders, ist dabei nur ein Vorteil einer solchen Solawi. Zugang zu viel frischerem Essen, als es über Supermärkte und selbst Bauernmärkte möglich ist, die Wiederverbindung mit der Grundlage unserer Nahrung, Sicherung lokaler Versorgung auch in Krisenzeiten und drastische Reduktion der Umweltzerstörung, welche die konventionelle Landwirtschaft betreibt sind nur ein paar davon.

    In Deutschland erfreuen sich SoLaWis schon großer Beliebtheit. In Österreich gibt es vor allem in Ostösterreich schon ein paar Initiativen. Die nächstliegende SoLaWi (die sich übrigens GeLa für gemeinsame Landwirtschaft nennt) ist Erdling in Salzburg. Ich bin mir sicher früher oder später wird auch ein Landbesitzer im Pinzgau diese Idee aufgreifen. Wenn es soweit ist, würden sich Monon e.U. und Ökokreativ sehr freuen, wenn wir bei der Gestaltung der ersten Pinzgauer SoLaWie mitwirken dürfen.

    Dieser Artikel entstand auf Nachfrage des Regionalmagazins Platzhirsch und wurde in gekürzter Form dort im Februar 2021 gedruckt. [:]

  • YouMAKE – Projekt-Kickoff in Nepal

    YouMAKE – Projekt-Kickoff in Nepal

    Vom 3. – 9. März fand in Nepal das Kick-Off Meeting des Projektes YouMAKE Folgeprojekt von YouLEAD statt. Aufgrund einer Regeländerung konnten wir mit der Monon e.U. nicht mehr direkt teilnehmen und die Organisation Grenzenlos aus Wien übernahm unseren Platz. Da ich jedoch ohnehin in Nepal war, hatte ich das Vergnügen dem Kickoff-Meeting beizuwohnen, sowie einen Tag mit den Teilnehmern zu gestalten.

    In meiner Session haben wir uns mit den Sustainable Development Goals aus der Perspektive der World System Model beschäftigt und sind der Frage nachgegangen, welchen Beitrag Jugendarbeit zur Erreichung der SDGs haben kann.

    Die spannenden Gespräche mit viel Austausch zu den unterschiedlichen Lebensrealitäten in den verschiedenen Ländern haben uns am Ende zu 5 Synergetischen Lösungsideen geführt, welche in der Jugendarbeit umgesetz werden können welche gleichzeitig Herausforderungen mehrere Nodes bewältigen können.

    Hier die Programmdetails

  • 9 Ideen zur ökologischen Ausrichtung der Bramberger Gemeindepolitik

    [Die Gemeinderatswahlen stehen vor der Tür und zumindest einige politische Parteien sind wahrhaft bemüht sich ein Programm für die nächste Legislaturperiode zu überlegen. Die Bürgerliste hat ein ganz tolle Programm zusammengestellt und bemüht sich wahrlich viel Schwung in das Dorfleben zu bringen. Andere Parteien (SPÖ und ÖVP) haben ihr Wahlprogramm nicht so klar kommuniziert, aber ich bin mir sicher, dass alle möglichen Kandidaten für Bramberg sich das eine oder andere überlegt haben.

    Viel Expertise gibt es im Bramberg zu Tourismus, der Bauwirtschaft, Landwirtschaft, Handel und ähnlichem. Da ich mich in den letzten Jahren viel damit befasst habe, wie wir jetzt leben müssen damit auch unsere Enkel noch ähnliche oder gleiche Voraussetzungen haben, wie wir es jetzt haben, möchte ich mit diesem Artikel parteiunabhängig ein paar Ideen für die zukünftigen lokalen Entscheidungsträger zusammenfassen, welche die Bramberger Gemeindepolitik auf einen enkeltaugliche Pfad schicken würde … die gute Nachricht vorab: vieles davon kostet nichts und alles davon sehr viel weniger als verschiedene Bauprojekte der vergangenen Jahre.

    Kurzes Vorgeplänkel: Globale Zusammenhänge verstehen, lokale Lösungen suchen

    Mit freundlicher Genehmigung durch die Bundeszentrale Politische Bildung

    Eines, was Österreich eigentlich recht gut kann, ist auf die lokale Umwelt Acht geben. Wir haben gute Gesetzt die Wasser und die Umwelt schützen und vor allem mit dem Nationalpark Hohe Tauern auch ein einmaliges Naturschutzgebiet direkt vor der Haustür. Auch außerhalb des Nationalparks sieht es oberflächlich ganz ordentlich aus. Verbessern können wir uns einerseits darin der Natur auch außerhalb des Nationalparks einen höheren Stellenwert einzuräumen und andererseits darin, unser Bewusstsein dafür zu schärfen, wie unsere Tun sich auf die ökologische Integrität anderswo auswirkt.

    Schwedische Wissenschaftler haben vor rund 10 Jahren das Konzept der planetaren Grenzen erarbeitet. Also sie haben sich angesehen, in welchen Bereichen wir global gesehen schon an Leistungsgrenzen gestoßen sind, wo wir aufpassen müssen, weil wir bald irreversible Schäden anrichten und wo wir uns im grünen Bereich bewegen. Raus kam, dass der Klimawandel ein potentielles Problem darstellt. Eine viel massiveres und akuteres Problem in dem wir schon mitten drin stecken ist jedoch der Erhalt der Artenvielfalt (bei uns etwa der vielen Wildbienen, Insekten oder eine ausgewogenen Flora und Fauna) einerseits und der Stickstoffkreisläufe andererseits

    Es ist eine wahre Errungenschaft für uns im Oberpinzgau, dass wir dank des modernen Handelsnetzwerk nicht mehr nur von dem abhängig sind, was wir lokal produzieren, sondern wir auf Rohstoffe und Nahrungsmittel von außerhalb der Region zurückgreifen können. Mit dieser Errungenschaft kommt aber auch die Verantwortung für die ökologische Integrität der Lebensräume an den Orten, wo diese Produkte herkommen.

    Ökologische Politik des 21. Jahrhunderts soll zuerst vor der eigenen Haustüre kehren, aber eben auch der globalen Vernetzung Rechnung tragen. Gemeinsam Lösungen für diese globalen Herausforderungen zu finden und diese lokal im Kleinen umzusetzen, sollte auf der täglichen Agenda eines jeden Entscheidungsträgers stehen und damit hoffentlich auch bei den (zukünftigen) Bürgermeistern und Gemeinderäten Brambergs.

    Hier nun zu den konkreten Vorschlägen, welche ich basierend auf dem letzten Stand der Forschung zusammengefasst habe:

    #1: Umstellung des Lebensmittelbezuges aller Gemeindebetriebe auf Bioprodukte

    Konventionelle Landwirtschaft ist schlecht für die Böden, unsere Gesundheit, die Artenvielfalt, das Wasser und vieles mehr … so jetzt ist es raus. Auch wenn es immer noch nicht stammtischfähig ist, gibt es doch erdrückend viele Anzeichen und mehr und mehr Studien, Artikel etc. die klar zeigen: wir müssen umdenken (dieser Artikel gibt eine gute Zusammenfassung über das Thema und auch die Stadt Wien hat das schon aufgenommen:). Jede Gemeinde kauft jährlich eine Unzahl an Lebensmitteln und Getränken ein. Biobauernhöfe in Bramberg gibt es einige, mit denen könnte man schon mal anfangen. Was nicht in der Gemeinde produziert wird könnte man über die Nationalparkgärnterei in Stuhlfelden, die Coop Pingzau oder den Stechaubauern zukaufen oder dem Bäckerfritz eine Abnahmegarantie für Brötchen aus Bio-Qualität geben, dann bin ich mir sicher, würde er die auch für uns backen …

    #2: Verzicht von Pestiziden, Düngemittel und anderen nicht nachhaltigen Methoden der Gründlandpflege

    Vieles wurde ja schon zuvor gesagt. Auch wenn ich nicht genau weiß, wie es die Gemeinde Bramberg mit dem Einsatz von verschiedenen Mitteln hält, würde ich das doch noch mal genauer unter die Lupe nehmen. Wenn diese bis jetzt zum Einsatz kamen, würde ich vorschlagen: weg damit. Für das eingesparte Budget findet sich sicher eine enkeltauglichere Verwendung (etwa die Investition in Bio-Produkte wie in Punkt 1 beschrieben). Wenn ohnehin nichts zum Einsatz kommt, würde ich dringend vorschlagen, dass mehr publik zu machen. Posaunt es raus so dass andere sich ein Vorbild nehmen.

    #3: Gemeindegrünflächen mit Nahrungsmitteln bewirtschaften

    Viele Städte haben schon vorgezeigt, dass es wunderbar geht: Grünflächen zum Anbau von typisch lokalem Obst und Gemüse zu verwenden. Das bring mehr verschiedene Pflanzen, damit eine höhere Biodiversität, mehr Bewusstsein für den Ursprung von Essen, könnte man als Touristenattraktion auch verkaufen und darüber hinaus können die Schulkindern am Weg nach Hause ein bisschen naschen (naja, zumindest die, die noch zu Fuß gehen 😉 ). Es gibt viele tolle Gründe ein solches Projekt voranzutreiben …

    #4: KEINE Erhöhung der Mähprämie auf steilen Hängen – statt dessen Anreize für mehr Diversität und Bio

    … statt dessen den Budgetierten betrag für Permakulturtrainings (z.B. vom international anerkannten Pongauer Sepp Holzer) für die lokalen Landwirte ausgeben. Im Zusammenhang mit dem oben genannten Artensterben ist ein Teil der Bedrohung auch der immer mehr verschwindende Lebensraum für Insekten. Mein Verständnis: Mehr kleinere Flächen die nicht oder weniger gemäht werden, schlagen sich in einer höhren Diversitäten an Blumen und Blüten nieder was wiederum zu einer größeren Vielfalt an Insekten beiträgt. Vielleicht könnte man ja mal eine Ausstellung oder einen Vortrag der Organisation Ordentlich Schlampert bei uns organisieren und eine Diskussion dazu starten?

    Um die soziale prekäre Lage der Bauern dennoch zu verbessern könnte man mit dem dafür geplanten Betrag Anreize zur Umstellung auf biologische und vielfältigere Landwirtschaft schaffen. In Kombination mit #1 könnte man den Bauern eine Abnahmegarantie für eine gewisse Menge Obst oder Gemüse geben, damit sie langfristig planen können. Wo wir grad dabei sind: seit 2016 gibt’s bis zu € 10 000 Fördersumme für Investitionen in Obst und Gartenbau. Oder … mal ganz verrückt gesponnen: man könnte die lokalen Landwirtstatt auch motivieren bei #3 mitzuarbeiten und ihnen dafür Prämien zahlen …naja, das ist wahrscheinlich doch ein Stück zu unkonventionell 😉

    #5: Verzicht auf Salzstreuen im Dorf

    Laut Auskunft der Gemeinde wird auch im gesamten Dorfgebiete eine Mischung von Split und Salz eingesetzt. Salz hat (auch in kleinen Mengen) langfristige negative Auswirkungen auf die angrenzenden Grünflächen. DIese Veränderung geht schleichend und hält lange an, da sich die Mengen an Salz über die Jahre akkumulieren. Abgesehen davon, dass die Natur selbst ein Recht auf Unversehrtheit haben, trifft es auch alle Bramberger. Nicht nur alle Schwammerlsucher, Beerensammler, Hobbygärtner und Landwirte sind davon betroffen sondern auch die Touristiker, die die Intaktheit der Natur benötigen und Eltern, die ihren Enkelkindern einen Bramberg unversehrt hinterlassen wollen. Ich würde gerne wieder eine Wegwarte neben der Straße stehen sehen und fände es darüber hinaus schön, wenn man wieder mit dem Boka zum Spar einkaufen gehen kann im Winter.

    #6: Mit grünem Strom betriebene E-Tankstellen

    Themenwechsel: Neben der Ernährung ist ein wichtiger Bereich unseres ökologischen Fußabdruckes die Mobilität. Die Regionalregion Pinzgau hat mit seinem EMO Projekt schon mal einen wichtigen ersten Schritt getan. Ein Ausbau des E-Auto-Ladenetzwerkes wäre aber wichtig um die Emobilität noch weiter voranzutreiben. Ladestationen von Partner wie etwa Smatrics um nur einen zu nennen, finanzieren sich mit der Zeit selber und würden zu dem die Attraktivität von Bramberg als Tourismusstandort erhöhen.

    PS: nach dem wir zuvor so viel über Landwirtschaft geredet haben: Es gibt ihn übrigens schon: den 400 PS starken elektrischen Traktor: sogar ganz ohne die kritischen Lithium Ionen Batterien.

    #7: Anreize schaffen, dass mehr Gäste mit den öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen

    Die globale Zielgruppe der umweltbewussten Touristen steigt. Gemeinsam mit dem Tourismusverband könnte man weitere Maßnahmen setzten, die Wege derer nach Bramberg zu leiten. Shuttleservice von/zum Bahnhof Kitzbühel, Verfügbarkeit Leih und Mietautos im Dorf, Investition in einen lokale Transportmittel statt mehr und mehr Parkplätze, Erlass der Kurtaxe, etc.

    #8: E-Mobilität in der Gemeinde

    Natürlich funktionieren die E-Mobilitätsanreize am ehesten, wenn die Gemeinde selber mit Vorbild voran geht. Investitionen in neue Autos, Lieferwagen o.ä. könnten ebenfalls im Bereich e-mobilität geplant werden. Vielleicht finden wir ja auch eine Abwandlung des Traktors, der sich für die Pflege des Fußballfeldes eignet.

    #9: den Prozess für einen Gemeinde-Gemeinwohlbilanz anstoßen

    Die sieben oben genannten Beispiele sind als eine erste Ideensammlung zu verstehen. Bestimmt gibt es noch viele andere großartige Ideen und Abwandlungen der genannten Vorschläge. Es gibt unterschiedliche Methoden und Wege wie man noch viel bessere Ideen generieren kann, die alle die globale Problematik ernst nehmen und lokale Lösungen finden. So hat etwas die Transition Bewegung auch einen Österreichischen Hub oder aber bietet die Gemeinwohlökonomie eine Gemeinwohlbilanzierung für Gemeinden an. Da viele der Gemeindevertreter in einem anderen Bereich berufstätig sind, die Komplexität unserer globalen Probleme, aber im Jahr 2019 informierte Entscheidungen braucht, bietet sich ein von Experten moderierter Prozess an, um sich effizient sinnvollen Lösungen anzunähern.

    Soweit mal ein paar Ideen, von meiner Seite. Ich hoffe, dass diese bei den politischen Entscheidungsträgern der Gemeinde ein Ohr finden. Es ist Zeit, Dinge radikal anders zu machen, wenn wir unseren Kindern und Enkelkindern eine gute Zukunft hinterlassen wollen. Deshalb bedanke ich mich im Namen meiner 14 Monate alten Tochter für’s Lesen und ins Betracht ziehen und hoffentlich auch für’s Umsetzen der oben genannten Lösungen. Wenn nicht von allen, so wünsche ich mir doch, dass vor allem #9 ernstgenommen wird und noch im Jahr 2019 ein Prozess des Umdenken startet.

    Ich wünsche allen Kandidaten viel Erfolg bei den Wahlen. Mögen die ökologisch Engagiertesten gewinnen.